Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 7: Geheimnisse erfahren (Teil 1) ---------------------------------------- Zufrieden mit sich und der Welt faltete Enrico den gefälschten Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag. Es blieb lediglich zu offen, dass Ray der Unterschied der Handschriften nicht all zu sehr auffallen würde. Immerhin konnte er bei dem Umschlag nichts durchzeichnen. Aber Ray würde wohl nicht darauf achten – so aufs Geratewohl würde niemand einen Brief allzu genau untersuchen. Wieso auch? Er hatte sich solche Mühe gegeben, den Wortlaut seines Teamkapitäns zu treffen, dass er sich sicher war, wie dieser zu klingen. Sogar dessen „Solche Leute haben keinen Funken Ehre im Leib!“ von neulich reingebracht – wenn das nicht typisch Robert war, wusste er auch nicht weiter! Jetzt grinste er vor sich hin und klebte den Brief zu. Er stutzte sehr plötzlich. Verdammt! Er hatte nicht daran gedacht, dass Robert seine Briefe immer noch zusätzlich mit seinem Familiensiegel versah! Wo sollte er das denn jetzt herkriegen? Eine Weile lief er in seinem Zimmer verzweifelt auf und ab. Was sollte er nur tun? Konnte er es riskieren, in Roberts Zimmer zu gehen, um die Authentizität des Schreibens zu erhöhen? Was würde wohl passieren, wenn die anderen ihn dabei ertappten? Zuerst lief er nach unten und suchte nach Oliver. Bei Not immer andere um ihre Hilfe fragen. Wieso auch nicht? Er fand seinen Freund in der Küche – wie hatte es auch anders sein können? Der Franzose lehnte sich gerade über einen Kochtopf, aus dem der Geruch einer Fleischsuppe in die Luft wehte. Mit spitzen Lippen näherte sich Oliver dem dampfenden Löffel. „Du musste mir helfen!“, platzte Enrico sofort heraus. Der Grünhaarige zuckte heftigst zusammen und verbrannte sich prompt die Lippen. „Enrico!“, fluchte er und funkelte den Italiener an, „Das habe ich frisch zubereitet. Es ist nicht nett von dir, mich so zu erschrecken!“ Irgendwie ahnte Enrico, dass Oliver deutlich wütender gewesen wäre, hätte er ihn beim Mischen der Zutaten gestört. So zuckte er nur mit den Schultern und kam auf den Punkt: „Ich brauche eine Plan, um in Roberts Zimmer zu kommen. Er darf nicht merken, dass ich für ein paar Minuten drin bin. Wie, glaubst du, stelle ich das am besten an, eh?“ Auf seine Äußerung folgte eine lange Stille, in der sein Teamkollege ihn musterte, als ob er nicht entscheiden könne, was dieser Satz sollte. „Bist du jetzt völlig verrückt geworden oder einfach nur masochistisch veranlagt?“, brachte der Franzose schließlich hervor. Unwirsch wischte der Blonde den Kommentar zur Seite. „Haste du nun eine Idee, oder nicht?“ Oliver schüttelte nachdrücklich den Kopf. Vermutlich hielt er ihn für komplett übergeschnappt. Egal, er würde seinen Willen noch kriegen. Das tat er doch immer, nicht wahr? Wie zum Beispiel letztes Mal, als er Johnny die Fallen in Roberts Schloss zeigte und...nun gut, das war das falsche Beispiel gewesen. Da hatte er eher eine saftige Strafe bekommen und nicht seinen Willen. Aber das war auch die Ausnahme gewesen! So sauste er zurück in den zweiten Stock und hörte schon von weitem, wie Johnny und Robert im Zimmer des Schotten gedämpft miteinander redeten. War das nicht wie ein Wink des Schicksals? Diese Situation konnte er doch nicht ignorieren. Er schlich zu Roberts Zimmer und suchte eiligst nach dem Briefwachs und dem Stempel mit dem Familiensiegel der Jürgens. Dabei achtete er sogar darauf, die Gegenstände in den Schubladen nicht allzu weit zu verschieben. Ja, er war ja so clever! Endlich fündig geworden vollendete er seinen Brief an Ray schließlich und warf die Sachen zurück an ihren Platz. Enrico musste sich beherrschen, um nicht fröhlich vor sich hin zu pfeifen, als er den Raum wieder verlassen wollte. Kurz vor seinen Fingern wurde die Klinke der Tür von außen heruntergedrückt. Er erstarrte und hätte beinahe kurz gejapst. Um Himmels Willen, wenn jetzt jemand hereinkam! Der Italiener stolperte einen Schritt zurück und schaute wie hypnotisiert auf die schwere Eichenholztür. Einen Spalt öffnete sie sich, ehe er die Stimme des Deutschen hörte: „Was denn? Ich dachte, du wolltest so schnell wie möglich Bescheid wissen.“ Er redete mit einer anderen Person vor der Tür! Enrico nutzte die Gunst der Stunde – oder eher der Sekunden – und huschte unter den Schreibtisch, das einzige im Raum, was als Versteck dienen konnte. Eng kauerte er sich darunter zusammen und beobachtete die Tür. „Ja“, hörte er Johnny nun antworten, „Aber es passt mir nicht, wenn er nein sagen würde.“ Die Tür schwang auf und der Deutsche und der Schotte traten ein. Enrico hielt kurz die Luft an. Robert stellte sich vor den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust – eine Geste, welche seinem Team mittlerweile so vertraut war, dass der Blonde es sogar von hinten erkennen konnte. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Mister Dickenson zu etwas nein sagen kann?“ Er hörte ein Grinsen in der Stimme des Teamchefs. „Das nicht, aber er wird fragen, ob es einen besonderen Grund gibt und ich möchte ihn nicht anlügen. Der alte Mann sieht aber viel zu viel.“ „Dann gehe ich also doch mit Enrico zu ihm.“ Robert seufzte leise auf. Die Idee, mit dem Blonden zu einem Termin mit Mister Dickenson zu gehen, behagte ihm scheinbar nicht wirklich. „Warum hat Oliver nur genau nächste Woche einen Termin mit seiner Familie ausgemacht?“, fragte er sich selbst und schüttelte den Kopf. Enrico war schon beinahe dabei, aus seinem Versteck zu kommen und sich zu beschweren, als ihm einfiel, dass er dies ja nicht tun durfte, wenn er nicht Ärger bekommen wollte. Also presste er die Lippen aufeinander und schwieg. „Weil er sich den Stiefel auch nicht anziehen wollte.“ Der Rothaarige lachte und schüttelte den Kopf. „Und du bist immerhin hier der Chef vom Ganzen. Das ist einer der Gründe, warum ich das nie machen wollte.“ Enrico hörte Robert leise lachen. „Der zweite war wohl, dass du einfach nur zu faul bist, um uns anderen beim Training zu helfen?“ Johnny schaute bewusst an die Decke und pfiff unschuldig vor sich hin. „Manchmal bist du unmöglich, Johnathan McGregor.“ Der Satz war nicht ernst gemeint, das merkte jeder. „Na, dann wünsche ich dir viel Spaß beim Treffen mit Mister D. Wenigstens einer hat dann was zu lachen.“ Jetzt trat Robert auf seinen Freund einen Schritt zu und nahm dessen Hände in seine eigenen. „Soll das etwa heißen, dass du mich vermissen würdest?“ Der Schotte schnaubte leicht. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht“, neckte er und legte den Kopf leicht schief, als er den Deutschen ansah. Robert küsste ihn und sein Freund seufzte auf. „Das habe ich vermisst. Du hast mich schon seit einer Woche nicht mehr geküsst.“ Als Antwort erhielt er gleich noch einen weiteren Kuss. Wer hätte gedacht, dass der Temperamentvollste des Team so anhänglich sein konnte? Das war ja direkt süß! Enrico hätte am liebsten ein Foto von der Situation gemacht, damit er sie nachher in allen Einzelheiten einbauen konnte. „Wir sollten zusehen, dass wir einen Moment finden, um Enrico und Oliver die Sache zu erklären“, murmelte Robert vor sich hin. Wollte er etwa damit andeuten, dass die beiden wirklich zusammen waren – was nach dem Kuss eigentlich außer Frage stand – und ihm nichts davon gesagt hatten?! Wie gemein waren die denn, er war doch immerhin hier der Meister in Herzensangelegenheiten! Wie hatten sie es überhaupt geschafft, ihn auch nur einen Tag zu täuschen? „Ich denke ja auch, dass wir es ihnen sagen sollten, aber noch nicht jetzt“, meldete sich der Schotte wieder zu Wort, „Erst, wenn unser Plan funktioniert hat. In Ordnung?“ Plan? Was für ein Plan? Was hatten die zwei jetzt schon wieder vor? Der Italiener schnellte nach vorn, als er merkte, das Robert sein Handy herausholte. Wollte er jemanden anrufen? „Ich denke, ich werde einfach mal fragen.“ Johnny nickte und grinste seinen Freund an. Okay, das war es. Dieses Grinsen hatte der Schotte nur, wenn er sich sicher war, den anderen eins auswischen zu können! Das konnte Enrico doch nicht zulassen! Er schoss hoch – und knallte mit seinem Kopf an die Tischplatte des Schreibtisches! „Oww!, fluchte er beinahe lautlos. Er hatte schlicht vergessen, wo er sich befand. Dann schlug er sich die Hände vor den Mund und betete inständig, dass er nicht entdeckt wurde. „Wo kam das her? Von nebenan?“, fragte Johnny und sah sich um. Zum Glück stand der Schreibtisch an der Wand und man hatte wohl nicht genau mitbekommen, wo der Laut herkam. „Viel Schlimmer – ich fürchte, es kam von oben. Höchstwahrscheinlich schnüffelt Enrico wieder in der Waffenkammer herum.“ Der Rothaarige verdrehte die Augen und stampfte aus dem Zimmer. „Jedes mal, wenn wir alleine sind, funkt uns der Blödmann dazwischen!“, fluchte er und verschwand im Flur. Mit einem tiefen Seufzen folgte ihm der Teamkapitän in leichten Abstand. Erst ein paar Minuten später traute der Blonde sich, aus seinem Versteck zu krabbeln. Was hatte er denn da alles gehört? Er würde der Sache auf den Grund gehen, jawoll!...Und das alles natürlich brühwarm seinen Fans erzählen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)