Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 23: Das Ende für sie ---------------------------- Während Robert also gerade dabei war, Johnny für sich zu gewinnen, drohte in der Kirche ein ganz anderes Drama: Sophia hatte genug von Roberts Verspätung und war aus der Haupthalle gestapft, um ihren unzuverlässigen Ehemann in spe zu suchen. Jetzt stieß sie die Tür zum Zimmer des Deutschen auf - und fand darin Oliver und Vera Jürgens vor! "Was geht denn hier vor?", fragte sie missmutig, "Und wo ist Robert? Was für ein Spielchen läuft hier?" Trotzig stemmte Sophia die Hände in die Hüften, was bei ihrem ballkleidähnlichen Hochzeitskleid leider keinen Effekt hatte. Vera Jürgens Stimme klang nüchtern, als sie die jüngere Frau ansah: "Du musst uns nicht behandeln, als wären wir dein Personal. Robert wird dich nicht heiraten, er will nicht." Stumm beobachtete Oliver die Szene, welche sich ihm darauf hin bot: Während Sophia von Schock zu Verstehen und dann zu Wut überging, blieb Roberts Mutter beeindruckend ruhig und kühl. Sein Instinkt riet ihm, sich jetzt nicht bemerkbar zu machen. "Das darf doch nicht wahr sein!", explodierte die sitzen gelassene Braut endlich. Ihr ganzer Körper begann zu zittern und sie sah fassungslos aus. "Nun, du warst diejenige, welche mit der Idee der Heirat ankam. Wir haben nur versucht, unserem Sohn den Vorschlag so gut wie möglich zu unterbreiten. Solange er nichts dagegen hatte, haben wir gedacht, das würde sich schon noch geben." Vera Jürgens stand auf und sah missbilligend auf die Jüngere herunter. Ihre Stimme nahm einen klaren, befehlenden Ton an: "Ich werde nicht zusehen, wie mein Sohn unglücklich wird, also verbiete ich dir, ihn noch weiter zu belästigen. Was die Hochzeitsgäste und alles weitere betrifft, werden wir diese Versammlung jetzt auflösen und die Dinge danach klären." Das unsichtbare Hast-du-mich-verstanden?! schwebte in der Luft. Sophia zog den Kopf ein und seufzte leise. Es war allgemein bekannt, dass Roberts Vater zwar die Geschäfte der Familie leitete, seine Frau aber die Hauptautorität inne hatte. Niemals würde Christopher Jürgens sich gegen den Willen seiner Frau stellen, wenn sie etwas wirklich wollte. Das war wohl auch der Hauptgrund gewesen, weshalb sie sich damals gefunden hatten, denn sie hatte ihn gewollt. Nun also rauschte Vera Jürgens aus dem Raum und rief nach ihrem Mann, um die Wahrheit verkünden zu gehen. Immerhin waren die vielen Menschen auch Geschäftspartner der Familie und man musste ebenfalls Sophias Eltern besänftigen. Kaum waren Sophia und Oliver allein, brach die beherrschte Fassade von ihr zusammen und sie weinte los. Oliver zuckte zusammen und starrte sie an. Er sprang von seinem Stuhl auf und eilte zu ihr. "Wie kann er das nur tun?", schluchzte sie, "Seit ich ganz klein war, wollte ich immer nur ihn. Und jetzt zieht er mir diesen Bengel vor? Wieso, ich war ihm doch jahrelang näher als alle anderen!" Verzweifelt wischte sie sich die Tränen von den Wangen, aber es kamen sofort neue nach. Oliver schob einen Arm unter ihren Ellenbogen und hielt sie fest. Überrascht sah Sophia auf und begegnete einem verständnissvollen Blick. "Du hast ihn wirklich gern, hm?" "Ja", nickte sie und ihre Stimme brach. "Das kenne ich gut. Meine Verlobte ist mit meinem Bruder damals durchgebrannt, als wir unsere Verlobung verkünden wollten. Ich habe nie verstanden, warum genau." Er wusste auch nicht, warum er es ausgerechnet ihr erzählte, wo doch sonst niemand außerhalb seiner Familie davon wusste, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihn nicht verraten würde. Sophia starrte mit großen Augen. Das jemand so gemein sein konnte, war ihr nicht in den Sinn gekommen und sie bemerkte die Symmetrie der Situationen. "Also weißt du auch, wie ich mich fühle?" Woher kam nur das halbe, traurige Lächeln in diesem Moment? Sie wusste nicht, wie es auf ihr Gesicht kam, aber es fühlte sich gut an. Das Wissen, dass Oliver ebenfalls schon einmal so etwas passiert war, nahm den Druck von ihrer Brust. Vielleicht war sie gar nicht so furchtbar, wie sie sich jetzt fühlte? Vielleicht war ihr Aussehen nicht der Grund, wieso Robert sie nicht wollte? War es einfach so, dass er nun mal keine Gefühle für sie hatte, weil er sie anders sah? "Verloren und ungeliebt? Ja, das denke ich mir. Ich habe mich ewig gefragt, was ihr an mir nicht gepasst hat, ob ich nicht männlich genug war..." Er verstummte und biss sich auf die Lippe. Verdammt, warum wallte jetzt wieder dieses Gefühl auf? Es war doch schon so lange her und er hatte es doch überwunden geglaubt... "Oh nein, du bist ein echter Kerl, das sehe ich mit einem Blick", grinste Sophia und nickte auch noch, "Deine damalige Verlobte muss blind gewesen sein." Zaghaft lächelte Oliver die Deutsche vor sich an. Die freie Hand fand einen Weg an ihren Rücken und strich sanft darüber. "Danke. nun komm, setze dich erst einmal hin, ich hole dir etwas zu trinken und ein Taschentuch." Er überlegte kurz und setzte dann hinzu: "Dein Kleid steht dir übrigens ganz ausgezeichnet. Ich hätte dich auf jeden Fall genommen." Dann eilte er mit roten Wangen aus dem Raum und ließ eine verdatterte Sophia zurück. "Eh..., danke", sagte sie in den leeren Raum hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)